PHILOSOPHIE                                         Immanuel Kant

„Philosophie ist nicht die Kunst von dem, was aus dem Menschen zu machen ist, sondern von dem, was er aus sich selbst machen soll. 

 

Philosophie ist die Lehre des vernünftigen Wesens zu den höchsten Zwecken der menschlichen Vernunft - Da aber weise zu sein das menschliche Vermögen übersteigt und nur Gott, d.i. das Wesen, welches alle Zwecke erfüllt, weise ist, so ist Weltweisheit eine solche, welche dem Menschen angemessen, ein Analogon der Weisheit ist und nichts anderes als wahre echte Liebe zur Weisheit. - Der höchste Standpunkt der menschlich-praktischen Vernunft ist ein Bestreben des Wissens zur Weisheit. Das Nosce te ipsum. 

 

Weisheit ist die Eigenschaft der vollkommensten Vernunft, sei es der theoretischen oder auch moralisch-praktischen Verhältnisse. Ob es ein Wesen von solchem Range gäbe und, wenn es ist, hiervon eine Spezies gedacht werden könne oder der Weise einzig sei, liegt über die Sphäre unserer Erkenntnisse hinaus." 

 

"Die Idee von einem Wesen, das alles weiß, alles vermag, alles moralisch Gute will und allen Weltwesen innigst gegenwärtig ist, ist die Idee von Gott. Dass diese Idee objektive Realität, d.i. in der Vernunft jedes Menschen eine den moralischen Gesetzen gemäße Kraft habe und dass der Mensch zu sich selbst unausweichlich gestehen müsse:


es ist ein, und zwar nur ein Gott, bedarf keines Beweises seiner Existenz gleich als eines Naturwesens, sondern liegt schon im entwickelten Begriff dieser Idee nach dem Prinzip der Identität: Die bloße Form macht hier das Sein des Dinges aus.


Der aufgeklärte Mensch kann nicht anders, als sich selbst verdammen oder entschuldigen, und der in ihm das Urteil spricht - ist die moralisch-praktische Vernunft."


"Der Endzweck alles Wissens ist, sich selbst in der höchsten praktischen Vernunft zu erkennen. Die Idee von Gott als lebendiger Gott ist nur das Schicksal, was dem Menschen unausbleiblich bevorsteht."

Auszüge aus: Immanuel Kant, Die drei Kritiken - Eine kommentierte Auswahl,

11. Aufl. Stuttgart 1993, 496-499.